Heiliger Georg: Ein byzantinisches Wandgemälde im Kloster des heiligen Lukas

Einzigartige Wandmalerei Des Heiligen Georg In Der Krypta Des Klosters Osios Lukas (11. Jh.).

Gesicht des Heiligen Georg: Frontal, strenge Darstellung mit großen Augen, charakteristisch für die byzantinische Kunst im Kloster Hosios Lukas.

Titel: Heiliger Georg

Künstler: Unbekannt

Art: Wandmalerei

Datum: Drittes Viertel des 11. Jahrhunderts (ca. 1050-1075)

Maße: Nicht angegeben (Darstellung auf einem Brustbild innerhalb des Kreuzgewölbes)

Materialien: Farben auf frischem Putz

Standort: Krypta des Katholikon, Kloster Hosios Lukas, Böotien

Eine Reise in die Krypta von Hosios Lukas

Versteckt im Inneren eines der bedeutendsten byzantinischen Denkmäler Griechenlands, des Klosters Hosios Lukas in Böotien, beherbergt die Krypta des Katholikon einen unschätzbaren Schatz an Kunst und Spiritualität. Beim Hinuntergehen der Treppe spürt man sofort eine Veränderung in der Atmosphäre, einen Hauch von Mystik, der einen auf das Treffen mit den Heiligen vorbereitet, die einen seit fast einem Jahrtausend von den Wänden und Kreuzgewölben anblicken. Unter diesen Gestalten sticht die Darstellung des Heiligen Georg hervor, eines der beliebtesten Heiligen des Christentums, festgehalten in der besonderen Technik der mittelbyzantinischen Periode. Diese Wandmalerei, zusammen mit den Darstellungen anderer militärischer Heiligen und Märtyrer, die die Kreuzgewölbe der Decke schmücken, ist nicht nur dekorativ, sondern Teil eines umfassenderen theologischen und liturgischen Programms, das untrennbar mit dem begrabenen Charakter der Krypta verbunden ist. Das Kloster Hosios Lukas, bekannt für seine prächtigen Mosaiken, birgt in ihrem unterirdischen Herzen diese ebenso bedeutenden Wandmalereien (Kyriatzis). Meine persönliche Erfahrung beim Besuch dieses Ortes war überwältigend, da das Gefühl von Geschichte und Glauben fast greifbar ist. Die Gestalt des Heiligen Georg, obwohl vom Zahn der Zeit gezeichnet, strahlt eine ruhige Kraft aus, während sein Blick zu einer stillen Kommunikation über die Jahrhunderte einlädt.

Die Schar der Heiligen in der Krypta: Ikonographie und Symbolik

Die Krypta des Klosters Hosios Lukas ist nicht nur ein unterirdischer Raum, sondern ein vollständiges ikonographisches Programm mit tiefem theologischen Inhalt. In den zehn Kreuzgewölben, die die Decke bilden, entfaltet sich ein beeindruckender Umzug heiliger Gestalten. Vierergruppen von Heiligen, dargestellt in runden Medaillons oder Brustbildern, reihen sich axial auf, als würden sie in einem gedachten, blühenden Paradies schweben. Unter ihnen erkennen wir Apostel, Heilige und vor allem Märtyrer und militärische Heilige. Diese zahlreiche Schar ist nicht zufällig, da sie direkt mit der Fürbitte (der Darstellung Christi mit der Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer) im Bogen des Raumes verbunden ist und auf die Totenliturgie verweist, wodurch der begrabene Charakter der Krypta unterstrichen wird. Die Märtyrer und militärischen Heiligen, wie der Heilige Georg, nehmen die drei zentralen Kreuzgewölbe auf der Nord-Süd-Achse ein und betonen ihre Bedeutung im Gesamtbild der Dekoration.

Der Heilige Georg und die militärischen Heiligen

Im nördlichen der drei zentralen Kreuzgewölbe dominiert die Gestalt des Heiligen Georg. Gegenüber, im südlichen Kreuzgewölbe, treffen wir auf eine Dreiergruppe anderer bedeutender Märtyrer: den Heiligen Anikitos, den Heiligen Vinzenz und den Heiligen Arethas. Alle werden auf ähnliche Weise dargestellt: als Brustbilder, frontal, mit dem Blick auf den Gläubigen gerichtet. Sie tragen prächtige Gewänder, verziert mit Borten (dekorativen Bändern oder Stickereien) und Mänteln, die mit einer beeindruckenden, schweren Schnalle an der Schulter befestigt sind. Sie halten das Kreuz vor der Brust, ein Symbol des Martyriums und des Sieges über den Tod. Diese Homogenität in der Darstellung betont ihre gemeinsame Eigenschaft als Märtyrer des Glaubens und Soldaten Christi. Ihre Präsenz an den zentralsten Punkten der Decke deutet auf die besondere Ehre hin, die militärische Heilige in der byzantinischen Gesellschaft genossen, und auf ihre Bedeutung als Beschützer und Vorbilder für Tugend und Mut (vielleicht auch in Bezug auf die Baugeschichte des Klosters) (Stikas).

Analyse der Wandmalerei des Heiligen Georg: Ein ikonisches Erlebnis

Lassen Sie uns auf das Bild des Heiligen Georg fokussieren. Wenn wir es aus der Nähe betrachten, selbst durch ein Foto, können wir die Kunst des Ikonographen schätzen und eine „ikonische Erfahrung“ machen. Der Heilige wird als junger Mann mit lockigem Haar und großen, ausdrucksvollen Augen dargestellt, die fest nach vorne blicken. Sein Gesicht, obwohl es die Spuren der Zeit trägt, bewahrt eine ruhige Ernsthaftigkeit. Die Technik ist die der Freskomalerei, bei der die Farben auf frischem Putz aufgetragen werden und mit der Wand eins werden. Wir können fast die Textur des Putzes unter den Pinselstrichen spüren, besonders in den raueren Bereichen des Hintergrunds. Der Heiligenschein, obwohl einfach, wird durch eine dunkle Linie umrandet, und das Innere hat einen warmen, erdigen Farbton, der im Kontrast zu dem kühleren Grün des äußeren Rahmens steht. Die Gewänder werden mit groben, aber stabilen Linien dargestellt. Der weiße Untergewand ist unter dem roten Mantel sichtbar, der mit kunstvollen Borten mit geometrischen Mustern verziert ist. Die Schnalle an der Schulter ist mit etwas verziert, das wie Edelsteine aussieht, obwohl die Details abgenutzt sind. In seiner Hand hält er ein einfaches Kreuz, das seinen martyrischen Tod betont. Die Verwendung von Farbe ist relativ begrenzt, mit dominierenden erdigen Tönen, Rot und Grün, ein Merkmal vieler byzantinischer Mosaiken und Wandmalereien der Zeit (Balty). Wir stellen uns den Gläubigen vor, der in der Krypta steht, unter dem schwachen Licht der Kerzen. Das Kreuzgewölbe würde wie eine himmlische Kuppel erscheinen, mit dem Heiligen Georg, der von oben herabblickt, als Beschützer und Fürsprecher. Die Frontalität und Strenge der Gestalt zielen nicht auf Realismus ab, sondern auf die Hervorhebung der spirituellen Essenz des Heiligen. Diese Analyse, die auf der visuellen Beobachtung des Bildes basiert, ermöglicht es uns, die Erfahrung des byzantinischen Pilgers zu erfassen.

Die Bedeutung der Heiligen und die Datierung

Wertvolle Informationen über die Geschichte des Klosters und die Datierung der Wandmalereien der Krypta ergeben sich aus einem anderen Kreuzgewölbe, dem südöstlichen. Dort sind vier Heilige dargestellt: Lukas (der Gründer des Klosters), Philotheos, Athanasius und Theodosios. Die begleitende Inschrift „Ὁ ὅσιος πατὴρ ἡμῶν“ deutet darauf hin, dass es sich um verstorbene Äbte des Klosters handelt. Im entsprechenden nordöstlichen Kreuzgewölbe sind die gleichnamigen Schutzheiligen abgebildet. Besonders interessant ist die Gestalt des Heiligen Theodosios, der mit Theodor Leovachos identifiziert wird, einem kaiserlichen Beamten aus einer mächtigen thebanischen Familie. Leovachos war 1048 Abt des Klosters und es wird vermutet, dass er erheblich zur Umsetzung des berühmten Mosaikdekorations des Katholikon beigetragen hat. Seine Darstellung hier, als bereits verstorbener Abt, zusammen mit anderen Vätern, die zur Ehre des Heiligen Lukas beigetragen haben, datiert die Wandmalereien der Krypta nach seinem Tod, wahrscheinlich um die Mitte des 11. Jahrhunderts oder kurz danach (drittes Viertel des 11. Jahrhunderts). Dieser Zeitraum fällt mit oder folgt der Abtszeit von Gregor, der mit der luxuriösen Marmorierung des Katholikon in Verbindung gebracht wird, was den Höhepunkt des Klosters zu dieser Zeit bestätigt. (Suchen Sie: Byzantinische Kunst Kloster Hosios Lukas). Die Pilgerreisen heben oft die Bedeutung solcher Details hervor (Nomarchische Selbstverwaltung Pellas).

Detail Des Gesichts Des Heiligen Georg Aus Der Wandmalerei In Der Krypta Des Klosters Hosios Lukas (11. Jh.).

Das Gesicht des Heiligen Georg: Frontal, strenge Darstellung mit großen Augen, charakteristisch für die byzantinische Kunst im Kloster Hosios Lukas, Griechenland.

Verschiedene Interpretationen & Kritische Bewertung

Die Datierung und Interpretation der Dekoration des Klosters Hosios Lukas, sowohl der Mosaiken als auch der Wandmalereien der Krypta, haben die Forschung intensiv beschäftigt. Während die allgemeine Einordnung ins 11. Jahrhundert weitgehend akzeptiert ist, gibt es feine Differenzierungen in den Vorschlägen verschiedener Forscher. Einige, wie G. Sotiriou, konzentrierten sich auf die detaillierte Analyse der Wandmalereien der Krypta und verbanden sie zeitlich, jedoch mit einer kleinen Verzögerung, mit den Mosaiken des Katholikon. Andere Forscher, wie Eustathios Stikas, untersuchten die Baugeschichte des Klosters und lieferten wertvolle Informationen über die schrittweise Entwicklung des Komplexes und seiner Dekoration. Die Meinungen können hinsichtlich der genauen chronologischen Abfolge der verschiedenen Dekorationsphasen oder der Identifizierung bestimmter Stifter, wie Leovachos, mit bestimmten Werken variieren. Diese akademischen Diskussionen verdeutlichen die Komplexität des Studiums byzantinischer Denkmäler und die Notwendigkeit, stilistische, historische und epigraphische Daten zu kombinieren.

Epilog

Die Wandmalerei des Heiligen Georg in der Krypta des Klosters Hosios Lukas ist ein hervorragendes Beispiel für mittelbyzantinische Kunst und Spiritualität. Sie ist nicht nur die Darstellung eines beliebten Heiligen, sondern ein integraler Bestandteil eines umfassenderen, sorgfältig gestalteten ikonographischen Programms, das den begrabenen und liturgischen Charakter des Raumes dient. Seine Gestalt, zusammen mit den anderen Darstellungen von Heiligen in den Kreuzgewölben, versetzt den Besucher in eine andere Zeit und bietet einen seltenen Einblick in den Glauben, die Kunst und die Geschichte des Byzantinischen Reiches. Das Studium dieser Wandmalereien, zusammen mit den prächtigen Mosaiken des Katholikon, bestätigt das Kloster Hosios Lukas als ein Denkmal des Weltkulturerbes, einen lebendigen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Glauben. Der Besuch der Krypta bleibt ein tief berührendes Erlebnis.

Häufige Fragen

Wer war der Heilige Georg, der im Kloster Hosios Lukas dargestellt ist?

Der Heilige Georg war ein römischer Soldat griechischer Herkunft, der zu Beginn des 4. Jahrhunderts für seinen Glauben martyrte. Die Wandmalerei im Kloster Hosios Lukas zeigt ihn als militärischen Heiligen, mit typischer byzantinischer Kleidung und dem Kreuz seines Martyriums. Er ist einer der am meisten verehrten Heiligen, und seine Präsenz in der Krypta des Klosters unterstreicht seine Bedeutung als Vorbild für Mut und Glauben.

Wo genau befindet sich die Wandmalerei des Heiligen Georg im Kloster Hosios Lukas?

Die Wandmalerei des Heiligen Georg befindet sich an der Decke der Krypta, unter dem Katholikon des Klosters Hosios Lukas in Böotien. Genauer gesagt, schmückt sie das nördliche der drei zentralen Kreuzgewölbe, die die Nord-Süd-Achse der Krypta durchziehen. Sie ist Teil eines Ensembles von Darstellungen militärischer Heiligen und Märtyrer, die in runden Brustbildern gemalt sind.

Was symbolisiert die Darstellung des Heiligen Georg im Kloster Hosios Lukas?

Die Darstellung des Heiligen Georg im Kloster Hosios Lukas, wie auch die anderen Heiligenfiguren in der Krypta, hat multiple Symboliken. Als militärischer Heiliger und Märtyrer symbolisiert er den Sieg des Glaubens über den Tod und den Schutz der Gläubigen. Seine Platzierung in der Krypta, einem Raum mit begrabenen Charakter, verbindet ihn mit der Totenliturgie und der Hoffnung auf die Auferstehung, indem er als geistlicher Führer und Fürsprecher für die Seelen fungiert.

Was ist die Technik der Wandmalerei des Heiligen Georg im Kloster Hosios Lukas?

Die Wandmalerei des Heiligen Georg im Kloster Hosios Lukas ist mit der Technik der Freskomalerei (fresco) ausgeführt und gehört zur mittelbyzantinischen Periode (11. Jahrhundert). Sie zeichnet sich durch Frontalität, Strenge in der Form, Verwendung von kräftigen Umrissen und eine relativ begrenzte Farbpalette mit erdigen Tönen aus. Die Darstellung zielt nicht auf Realismus ab, sondern auf die Hervorhebung der spirituellen Dimension des Heiligen, ein typisches Merkmal der byzantinischen Kunst dieser Zeit.

Warum ist die Krypta des Klosters Hosios Lukas mit dem Heiligen Georg wichtig?

Die Krypta des Klosters Hosios Lukas, mit ihren Wandmalereien, die den Heiligen Georg umfassen, ist von großer Bedeutung, da sie ein seltenes und gut erhaltenes Ensemble byzantinischer Malerei des 11. Jahrhunderts bewahrt. Sie bietet wertvolle Informationen über Kunst, Theologie, liturgisches Leben und die Geschichte des Klosters und ergänzt die berühmten Mosaiken des Katholikon. Sie ist ein integraler Bestandteil dieses UNESCO-Weltkulturerbes.

Bibliographie

  • Balty, Janine. Antike Mosaiken des Nahen Ostens: Chronologie, Ikonographie, Interpretation. Zentrum für alte Geschichte, 1995.  
  • Kyriatzis, Nikos K. Der Kodex des Kaisers. Kastaniotis Verlag, 2011.
  • Nomarchische Selbstverwaltung Pellas. Pilgerreisen im Bezirk Pella. Nomarchische Selbstverwaltung Pellas, 2007.
  • Stikas, Eustathios G. Die Bauchronik des Klosters Hosios Lukas. In Athen, Archäologische Gesellschaft, 1970.